Eröffnung: 15. Oktober 2010 in der Zeit von 19.30 bis 21.00 Uhr
Einführung: Nina Hartgenbusch M.A.
Dauer der Ausstellung: 15. Oktober bis 20. November 2010
Einladung Presseinformation Rezension WZ, 18.10.2010
Marina Schulze
Die Motive in den Bildern von Marina Schulze sind so stark vergrößert, dass es manchmal nicht sofort gelingt, die Darstellung zuzuordnen. Dabei handelt es sich um einen flächenfüllenden Ausschnitt, der das gemalte Detail sehr nah heran holt. Oft ist eine gewisse Distanz erforderlich, um die Bedeutung des Sujets zu erfassen. Es sind Abbildungen menschlicher Haut, aber auch von der Außenhaut von Pilzen als andere Art von Oberfläche. Dieser Sorte von Oberflächen ist gemeinsam, dass sie einen Körper lückenlos um- und nach außen hin abschließt. Es ist die Grenze zwischen Organismus oder Gegenstand und seiner Umgebung und gleichzeitig wird seine Form dadurch bestimmt. Wie eine zweite Haut zieht sich manchmal ein Netzstrumpf über ein Bein, immer jedoch ist die Epidermis darunter sichtbar. Der winzige Höhenunterschied dieser zwei Schichten, Haut und Strumpf, ist dabei dermaßen gesteigert und intensiviert, dass diese gemalte Struktur Bewegung ins Bild zu bringen vermag. Marina Schulze spielt auch mit Perspektiven: Mal zeigt sie eine radikale Draufsicht, dann wieder befinden wir uns unter einem Objekt. Und diese Position unter einem ins Riesenhafte vergrößerten Pilzes verschafft uns eine völlig neue und ungewohnte Sichtweise der Dinge. So präzise und scharf gezeichnet haben wir die kleinen und unscheinbaren Objekte unserer Umwelt noch nie wahrgenommen. Wir als Betrachter staunen über diese akribische, malerische Kunstfertigkeit in diesem großen Format. Was alle Arbeiten außerdem gemeinsam haben ist, dass sie keinen Titel tragen. Dies ist sowohl nützlich als auch hinderlich. Denn ärgert man sich im ersten Moment vielleicht noch über die fehlende Hilfestellung der Künstlerin, so kommt dann jedoch ein Denkprozess in Gang, der sonst ausgeblieben wäre. Wir beschäftigen uns umso stärker mit der Darstellung, um den Inhalt zu ergründen, und auf diese Weise erfassen wir das Bild noch genauer. So tun sich vor uns in diesem Kosmos wie unter einem Vergrößerungsglas neue Welten auf.
Nina Hartgenbusch, M.A.
Piot Brehmer
Piot Brehmer zeigt uns weibliche Figuren in einem recht intimen Format. Dies korrespondiert mit den intimen Darstellungen. Für manchen Betrachter mögen diese Motive provokativ und anrüchig wirken. Doch stellt sich die Frage nach dem, was heute noch provokant ist, immer seltener, da wir im alltäglichen Umfeld ständig mit derartigen Bildern konfrontiert werden.
Wir als Betrachter müssen nah heran, um die Details wahrnehmen zu können und dringen dabei scheinbar in die Privatsphäre dieser Figuren ein, die sich manchmal unbeobachtet wähnen, oft jedoch schutzlos unseren Blicken ausgeliefert sind. In dieser Nähe zum Bild erkennen wir auch die unterschiedlichen Texturen und Oberflächenbehandlungen. Der Künstler will die Konzentration auf die Malerei lenken, die Malerei als Ausdrucksmittel an sich, und nicht das Bild als abbildhaftes Dekorationsobjekt herabgesetzt wissen. Nur von Weitem sehen diese Arbeiten aus wie Fotos, von Nahem bricht der Duktus mit einer fotorealistisch exakten Darstellungsweise. In der Kunst von Piot Brehmer geht es nicht um bloße Kopie der Realität. Im Gegenteil, die persönliche Handschrift des Künstlers offenbart sich in jedem Pinselstrich und wirkt jedem schieren Wirklichkeitsabklatsch entgegen. Der Künstler selbst bezeichnet seine Bilder als „Delikatessen“. Und wahrlich kann man in jedem der kleinen Bildchen erlesene Details entdecken, die sich unseren Augen als wahre Köstlichkeit darbieten. Mal ist es ein Gesicht, ein Kleid oder die Darstellungsweise einer einfachen Flasche, immer jedoch sind es die malerischen Mittel, die unsere Aufmerksamkeit erregen: der Lichteinfall, glitzernde Pailletten oder die Samtstruktur eines Stoffes. Diese Bilder machen Lust, sie anzusehen. Wegen des Formates müssen wir uns jedoch anstrengen, alles in seiner ganzen Vielschichtigkeit wahrzunehmen. Zudem erfordert es auch eine gewisse Sensibilität vom Betrachter, auf die Einzelheiten zu achten. Die sublime Erotik steht dabei an zweiter Stelle hinter dieser Ausdruckskraft der Malerei.
Nina Hartgenbusch, M.A.