Andrea Lehnert

Jürgen Schmiedekampf

Mathias Weis

Eröffnung: 3. Dezember 2010 in der Zeit von 19.30 bis 21.00 Uhr

Einführung: Nina Hartgenbusch M.A.
Dauer der Ausstellung: 3. Dezember 2010 bis 15. Januar 2011
Verlängert bis Freitag, 21. Januar 2011

Einladung     Pressemitteilung     Rezension WZ, 17. Dezember                 


Andrea Lehnert

Die Arbeiten von Andrea Lehnert wirken zunächst wie Aquarelle, wobei sich dünne Farbschichten übereinander legen oder ineinander verlaufen. Doch es handelt sich um Ölmalerei auf Leinwand, in ganz unterschiedlichen Formaten und mit verschiedenen Sujets. Zum einen gibt es Bilder, die an Landschaftliches erinnern, andere Gemälde lassen sich im weitesten Sinne zu Interieurs oder Stillleben zusammen fassen, eine dritte Gruppe zeigt Figuren, oft zusammen mit Tieren. Die Künstlerin eignet sich diese Genres jedoch auf ihre ganz eigene Weise an. Die Gemälde haben einen gewissen Grad an Abstraktion, Dargestelltes erscheint schemenhaft. Bei Andrea Lehnert sind die Figuren nicht dominanter als der Hintergrund, der oftmals nur als undefinierter Umraum in Erscheinung tritt. Im Gegenteil, das gesamte Bild strahlt in bunten Farben, die sich jeweils in mehreren Einzelheiten wiederfinden und das Gemälde harmonisch zusammenschließen. Die Farbe tritt dabei als das wichtigste Bildelement hervor, aus der heraus sich die Figuration konkretisiert. Aneinander gesetzte Farbflächen und ineinander fließendes Kolorit zeugen von dem künstlerischen Prozess der Formwerdung, der sich in diesen Bildern manifestiert, und dem schmalen Grad zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Die Bilder von Andrea Lehnert zeigen die Suche nach dem gewünschten Farbeffekt. Deutlich ist der Farbauftrag sichtbar, die Wirkung wird so lange überprüft und geändert, bis das Kolorit ausdrucksvoll genug erscheint. Diese Bilder leben von der Imagination: der Vorstellungskraft der Künstlerin, die die Bilder formte, und der Fantasie des Betrachters, der aus den Farben Gegenständliches werden lässt und das Dargestellte zueinander und zu seiner außerbildlichen Realität in Beziehung setzt. Genau dieses Wieder-Aufrufen von Erinnerung scheint das Anliegen der Künstlerin zu sein. Es sind Vergewisserungen ihrer eigenen Lebenswelt, in ihren Arbeiten konserviert sie nahe stehende Verwandte oder Erlebnisse, die sich in ihrer Erinnerung festgesetzt haben. Die Gemälde veranschaulichen das Zusammenspiel von Figur und abstraktem Raum, von Körperlichkeit und Unbestimmtheit, von Licht und Räumlichkeit.

Nina Hartgenbusch, M.A.

Tulpen, 2010, Öl auf Leinwand, 33 x 47 cm
Linn, 2010, Öl auf Leinwand, 90 x 115 cm

Jürgen Schmiedekampf

In den Bildern von Jürgen Schmiedekampf gehen Motiv, Pinselstrich, Farbe und eingefangene Stimmung auf einzigartige Weise eine Verbindung ein, die in ihrer Wirkung den Betrachter unmittelbar anspricht. Jedes Sujet ist bestimmt durch seinen individuellen Eindruck, der den Betrachter in ganz eigener Prägung berührt. Die Stillleben schwelgen in satten Farben der blühenden Blumen und reifen Früchte, die Landschaften leuchten in Lichtflecken, welche das Dargestellte in einen wahren Farbrausch versetzt, die Stadtszenen beben im Großstadtflair. Zeichnerische Elemente treten oft in den Hintergrund, die Farbe wird zum Gestaltungsmittel. Die Wirkung des Lichts tritt in den Vordergrund, impressionistisch bunte Farbakzente in den Schatten und leuchtende Reflexionen bestimmen die Arbeiten. Die New-York-Bilder leben von der Bewegung in der größten Stadt der USA, dem schnellen Wechsel von Situationen, dem dahineilen der Menschenmassen, dem flüchtigen und zufälligen Augenblick. Häuserschluchten und schier endlos erscheinende Straßen bilden Fluchtpunkte für das Auge, die enorme Tiefe in die Arbeiten bringen. Das brodelnde Großstadtleben spiegelt sich in ausdrucksstarkem Kolorit, der Pinselduktus greift das Flirren des geschäftigen Treibens in schnell gesetzten Strichen auf. Die Strandbilder haben wiederum eine ganz andere Atmosphäre. Badende Menschen in gleißendem Sonnenlicht am Meer oder in flachen Wellen spielende Kinder wecken sofort Assoziationen mit Urlaub, Sommer und Ferien. Das kontemplative Verlieren des Blicks in der Weite des Meeres ist der Endpunkt dieser Bilder. Rückenfiguren ziehen den Blick ins Bild und geben ihn wieder frei ins offene Meer. Viele Bilder geben die Szenerie in Augenhöhe wieder und ziehen den Betrachter damit – verstärkt durch die Größe – in ihre innerbildliche Realität hinein, als wäre man ein Teil von ihr. Diese Gemälde rufen nicht die sonst oft zu beobachtende Distanz zwischen außer- und innerbildlicher Realität hervor, sondern übermitteln die ganze Imposanz der Wolkenkratzer und das ausgelassene Treiben am Strand direkt und unmittelbar.

Nina Hartgenbusch, M.A.

Brothers and mothers, 2006/08, Öl auf Leinwand,
200 x 300 cm
Smell the spirit, 2009/2010, Öl auf Leinwand,
100 x 150 cm

Mathias Weis

Der Titel „Ganz normale Tage“ ist bezeichnend für die Bilder von Mathias Weis. Denn sie zeigen alltägliche Ausschnitte des menschlichen Umfeldes und sind dabei unaufdringlich und scheinbar banal. Im Besonderen handelt es sich hierbei um Auszüge aus dem privaten Arbeitsbereich des Künstlers selbst. Der Titel „Ganz normale Tage“ ist aber noch auf eine andere Art zu verstehen: Der Künstler malt seine Bilder meist in einem Zug. So lässt sich jedes Bild dem Zustand seiner Umgebung an genau einem Tag zuordnen. Der Farbauftrag ist pastos, in jedem Pinselstrich gibt sich die Hand des Künstlers zu erkennen. Die dadurch entstehende Strichführung belebt das Bild. Zu sehen sind Fragmente eines Ateliers und Raumausschnitte eines Altbaus. Somit aus ihrem Kontext heraus gelöste Einzelheiten können auch kurios wirken, wie zum Beispiel vereinzelte und sorgsam ausgerichtete Gefäße auf einem Tisch oder scheinbar kunstvoll drapierte Arbeitskleidung. Im Werk von Mathias Weis schließen sich häufig einzelne Bilder durch ihre Motivik zu Gruppen zusammen; er arbeitet mit Versatzstücken, die in mehreren Bildern immer wieder auftauchen. Hinzu kommt die Fragmentierung des Gegenstands, so dass der Betrachter seine Gestalt aus unterschiedlichen Bildern zusammensetzen muss. Das gleiche Objekt wird von diversen Seiten gezeigt und durch die differenzierte Betrachtung somit intensiver untersucht und erforscht. Es werden Zusammenhänge innerhalb des Bildraums deutlich, aber auch Bezüge von mehreren Arbeiten des gesamten Werks untereinander. Durch die Wiederholung ist der Künstler zudem von dem Zwang befreit, beim ersten Anlauf den Kern einer Sache treffen zu müssen. Die Bilder vermitteln die Besonderheiten eines Raumes und die Spuren von menschlichem Leben. Denn einzig die dargestellten Objekte, wie ein Paar Schuhe, eine geöffnete Tür, ein leerer Sessel oder eine Jacke am Haken, zeugen von einer abwesenden Figur. Diese Bilder offenbaren ihre Beziehung zum Künstler nicht nur durch die individuelle künstlerische Handschrift, die durch den Duktus sichtbar wird, sondern gleichsam erzählen sie mittels ihres Sujets etwas über den Künstler und sein alltägliches Umfeld.

Nina Hartgenbusch, M.A.

O. T., Nov. 2009, Öl, 30 x 40 cm
O. T., 11.9. 2010, Öl, 30 x 40 cm
O. T., Nov. 2009, Öl, 30 x 40 cm
O. T., 31.10. 2010, Öl, 30 x 40 cm
O. T., Nov. 2009, Öl, 30 x 40 cm
O. T., 14.5. 2010, Öl, 30 x 40 cm