Getrennte Wege
Sigrid Kopfermann, frühe Werke
Peter Royen, meditative Bilder
Dauer der Ausstellung:
12. Oktober bis 1. Dezember2007
Pressemitteilung
Eröffnungsrede
Getrennte Wege
Begegnungen zwischen Zeitgenossen
Gemeinsam ist Sigrid Kopfermann und Peter Royen lediglich das Geburtsjahr: 1923 erblickten die beiden in Düsseldorf ansässigen Künstler das Licht der Welt. Künstlerisch aber nahmen Kopfermann und Royen eine ganz und gar unterschiedliche Entwicklung, wiewohl für beide die Farbe und ihre räumliche Wirkung von entscheidender Bedeutung ist. Die entgegengesetzte Herangehensweise der Künstler an dieses wichtigste Material der westlichen Kunstgeschichte belegt eindringlich, wie unendlich reichhaltig das Potential der Farbe ist und auf welch mannigfache Weise es sich entfalten kann. In unserer aktuellen Ausstellung begegnen sich also die Werke zweier Zeitgenossen, die Zeit ihres Lebens getrennte Wege gegangen sind, deren Eigenheiten aber gerade in der Gegenüberstellung der Arbeiten besonders gut zur Anschauung kommen.
Von Sigrid Kopfermann zeigen wir frühe Werke aus den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts, die einen ersten Höhepunkt im Oeuvre der Künstlerin bilden. Zum ersten Mal findet Kopfermann in dieser Zeit einen sehr eigenständigen Ausdruck – ihre eher spätexpressionistisch zu nennende Phase der vierziger Jahre ist endgültig abgeschlossen. Die auf der Grundlage von Landschaftsbeobachtung entstandenen, chromatisch sehr vitalen Abstraktionen bilden bewegte Raumgefüge, deren Strahlkraft bis heute ungebrochen ist. Kopfermann hielt sich damals häufig in Südfrankreich auf und lebte später zeitweise mit Mann und Kind auf Ibiza, wo sie die mediterranen Land-schaften zu ihren leuchtenden Gemälden inspirierten. Teils bilden die unvermischt nebeneinander gesetzten farbigen Flächen erkennbar die Elemente südlicher Landstriche, teils lösen sie sich von ihrem Gegenstand und entwickeln ein dynamisches Eigenleben, ohne aber je die motivische Grundlage zu leugnen. Auch heute noch arbeitet Sigrid Kopfermann beinahe täglich – die Kunst ist ihr ein Lebenselixier.
Bei Peter Royen geht es dagegen konkreter zu. Mit Spachtel, Pinsel und Pinselstil bearbeitet Royen seine vielschichtigen Bildtafeln, so dass eine deutlich erkennbare Oberflächenstruktur entsteht, die den Arbeiten zunächst Objektcharakter verleiht. Neben den farbigen Flächen wirken diese Strukturen als formgebende Linien, die die monochromen Flächen unterteilen und sie zudem farblich nuancieren. Zwar dominieren in den klar aufgebauten, matt leuchtenden Kompositionen die eigentlichen Nicht-Farben Schwarz und Weiß, doch geht es auch Peter Royen tatsächlich darum, die räumliche Wirkkraft der Farbe zu erforschen. Anders als in Kopfermanns lebhaften Bildorganismen leben die Arbeiten Peter Royens in ihrer gedeckten Farbigkeit allerdings von einer Ruhe, die den Betrachter zu visuellen Meditationen einlädt. Die subtile Kraft der Farbe entfaltet sich erst mit der Zeit – nach und nach scheinen räumliche Gewichtungen auf, Höhen und Tiefen sowie eine überaus behutsame Beweglichkeit innerhalb der ausgewogenen Kompositionen. So erhalten die zunächst so streng wirkenden Tafeln tatsächlich eine unaufdringliche Sinnlichkeit.
Susanne Buckesfeld M.A.