Kai Savelsberg, Unantastbar, 2009, Öl, Leinen, Nessel, 90 x 90 cm
Kai Savelsberg, Wise saying, 2008, Acryl, Tusche, LW, Gaze, 160x130 cm

Kai Savelsberg
Zwischenstand - Malerei

Peer Boehm
Daheim ist am schönsten - Malerei

Klaus Schröder
BOOB - Skulpturen


Eröffnung: Freitag, 24. April 2009
in der Zeit von 19.30 bis 21.30 Uhr

Einführung: Nina Hartgenbusch M. A.

Dauer der Ausstellung:
24. April bis 24. Mai 2009

Lesung

aus dem Gedichtband Zwiesprache von Kai Savelsberg
Stefan Skowron liest am 13. Mai 2009 um 19.30 Uhr

Einladung
Presseinformation
Fotos der Ausstellung
Rezension WZ 8. Mai 2009

Sowohl die Arbeiten von Kai Savelsberg als auch von Peer Boehm stellen die Frage nach der Darstellbarkeit einer Person. Ihre Gestalten weisen keine individuellen Merkmale auf, auch der umgebende Raum vermag sie meist nicht zu verorten. Diese Typisierung macht sie zu einer Projektionfläche für jeden von uns. Sie wirken wie ein Schatten ihrer Selbst, seltsam zweidimensional und scheinen einem anderen Raum und einer anderen Zeit anzugehören. Damit distanzieren sie sich von der Realität des Betrachters. Diese Bilder umgibt eine Stille, die sich als Gegenposition zu den Objekten von Klaus Schröder präsentiert.

Kai Savelsberg, Neben der Leichtigkeit, 2008, Öl, Acryl, Holz , 90 x 180 cm

Peer Boehm, Pszow 1942 aus der Serie „Daheim ist am schönsten“, 2008, Acryl auf Nessel, 60 x 80 cm
Peer Boehm, Kamieniec 1943 aus der Serie „Daheim ist am schönsten“, 2008, Acryl auf Nessel, 60 x 80 cm
Peer Boehm, Daheim ist am schönsten aus der Serie „Daheim ist am schönsten“, 2008, Acryl auf Nessel, 45 x 65 cm
Peer Boehm, Daheim ist am schönsten, 2008, Acryl / Nessel, 60 x 75 cm

Die Figuren Kai Savelsbergs erscheinen vor diffusem Hintergrund oder in undefinierter Umgebung. Ihre Gesichtskonturen verschwimmen oder sind verschattet, einige haben die Augen geschlossen oder zeigen sich uns wie hinter einem dunklen Nebelschleier. Der Umraum besteht aus Farbfeldern, die für sich genommen zweidimensional sind, sich im Bild jedoch zum dreidimensionalen Aktionsrahmen zusammensetzen.

Diese schemenhaften Gestalten lösen etwas in uns aus, dessen Ausgangspunkt wir uns zunächst nicht erklären können. Die geschlossenen oder verschatteten Augen verweisen auf eine Innenschau. Die Haltung der Gestalten verweist auf ein in diesem Moment empfundenes Gefühl, das sie durch die starke Konzentration auf sich selbst nach außen tragen. Somit vermitteln sie es an den Betrachter weiter, der in der Anschauung die Empfindung gewissermaßen nachfühlt. Damit überschreitet der Betrachter die Grenze vom bloßen Beobachter zum Teilhaber und wird zum Voyeur. Diese Empfindung präsentiert sich aufgrund der Momenthaftigkeit des Ausdrucks und der Haltung der Figuren als etwas sehr Vergängliches. Was gerade noch solch emotionale Tiefe hatte, ist im nächsten Augenblick schon Vergangenheit. Zusammen mir ihrer verschleierten Erscheinung wirkt es, als sei ihr Körper bereits diesem Augenblick entrückt. Ihre Emotionen jedoch werden teil unserer Realität und damit ein Teil von uns.

Den Ausgangspunkt der Arbeiten von Peer Boehm bilden alte Fotos, die fremde Personen zeigen. Dem Betrachter sind solche Bilder vertraut, er kennt sie aus seiner Vergangenheit. Doch zeigen sich diese Fotos in verfremdeter Form. Die Arbeiten sind monochrom und haben dadurch ihre Dreidimensionalität verloren. Wie eine verblasste Erinnerung aus seiner Kindheit treten sie dem Betrachter gegenüber, in die er sich hineinfühlen kann, obwohl die Dargestellten ihm unbekannt sind. Dies ist gerade wegen ihrer Darstellungs-
weise möglich. Denn dadurch nimmt der Betrachter sie weniger als ihm fremde Personen wahr, sondern sie werden zu anonymisierten Typen, zu denen sich jeder zuordnen kann. In diesem Prozess kann es auch passieren, dass weit zurückliegende und im Gedächtnis nur noch verschwommen vorherrschende Ereignisse sich in der Anschauung der Darstellung auf dem Bild angleichen. Während des Betrachtens formen sich in unserer Lebenserinnerung eigene Bilder, die mit den Arbeiten Boehms verschmelzen und uns die fremden Personen vertrauter machen und ihnen Leben einhauchen. Der Betrachter wird bei diesem Vorgang fast selbst zum Künstler. Denn in seiner Imagination konstituieren sich aus einer Mischung von Erinnerungsbildern und den Arbeiten des Künstlers neue Bilder.


Klaus Schröder, BOOB, 18-09-08, Eiche/gesägt,
42 x 42 x 128 cm
Klaus Schröder, BOOB, 23-01-09, Erle/gesägt,
34 x 39 x 106 cm
Klaus Schröder, BOOB, 07-03-09, Pappel/gesägt (links) und BOOB, 13-03-09, Pappel/gesägt,
80 x 74 x 112 cm
Klaus Schröder, BOOB, 01-07-08, Buche/gesägt,
56 x 42 x 97 cm

Die Holzarbeiten von Klaus Schröder bestechen durch ihre barocke Formgebung. Die üppigen Gebilde mit ihren rundlichen Verdickungen mögen zuerst an Früchte erinnern. Jedes Objekt besteht aus zwei gegensätzlichen und sich ergänzenden Elementen, nämlich einem grob bearbeiteten, runden und einem konstruktiven, linearen. Beide bestechen in ihrer unregelmäßigen Oberflächenbehandlung durch eine starke Vereinfachung, gleichzeitig aber auch durch feine Differenzierungen, welche das Objekt verlebendigen. Die Assoziation mit Früchten, besonders in Verbindung mit der Monumentalität der Stücke, mag bei manchem Betrachter ein Schmunzeln auslösen. Die Objekte wirken dabei in hohem Maße ungekünstelt. Mit dem natürlichen Material Holz wird hier eine organisch anmutende Form geschaffen. Die nuancenreiche Oberfläche hat zudem haptische Qualitäten und verleitet zum Erfühlen der Konturen. Damit werden gleich mehrere Sinne angesprochen. Der fast schon klobige Teil der Arbeiten zieht dabei zuerst alle Aufmerksamkeit auf sich. Der statisch-stielartige Auswuchs gibt dem Blick dann eine Richtung in den Umraum. Durch diese Verästelung und die knubbelartigen Ausstülpungen gewinnt das Objekt größtmögliche räumliche Ausdehnung. Damit strahlt es Schlichtheit und schwellende Sinnesfreude zugleich aus.

Nina Hartgenbusch M. A.