Gregor Gaida, Teilen und Herrschen, 2005, je ca. 160 x 240 x 130 cm, Holz bemalt, Zement
Gregor Gaida, E, 2009, 50 x 75 x 65 cm, Acrylharz, Stoff, Gemeinschaftsarbeit mit Hinrich Brockmüller (Stoff)
Gregor Gaida, Lateral IV, 2007, 120 x 65 x 40 cm, Aluminium bemalt, Stoff, DrahtThomas
Thomas Schiela, Bangkok streetkitchen, 1-08, II, 2008, Aquarell / Leinwand, 140 x 270 cm
Thomas Schiela, Bangkok, Gecko Bar, 1-08, 2009, Aquarell auf Leinwand, 140 x 230 cm
Schiela, Moersfestival blaues Zelt, Aquarell, 50 x 65 cm, 2009


Gregor Gaida -
Plastik, Skulptur
Thomas Schiela -
Aquarelle

Im Untergeschoss:
Hyuna Kim - Das kleine Format

Eröffnung der Ausstellung
am Freitag, dem 4. September 2009
in der Zeit von 19.30 bis 21.30 Uhr

Einführung: Nina Hartgenbusch M.A.

Die Künstler sind anwesend

Dauer der Ausstellung:
4. 9. bis 2. 10. 2009


Einladung
Pressemitteilung
Rezension WZ 12. 9. 2009

Die Plastiken und Skulpturen von Gregor Gaida haben eines gemeinsam: In ihren Einzelheiten wirken sie täuschend echt, als ob sich die Figuren in Menschengestalt im nächsten Moment aus ihrer Haltung bewegen, in der sie eingefroren sind. Verstörend ist oft auch ihr Kontext. Manchmal erschließt sich nicht sofort, womit sie beschäftigt sind oder zu welchem Zweck ihre Handlung dient. Andere Arbeiten wirken aufgrund von Fragmentarisierung befremdlich. So grenzen sie sich trotz ihrer Genauigkeit im Detail von der Realität des Betrachters ab. Die lebensgroßen Figuren teilen sich mit dem Schauenden die Standfläche und den Raum an sich, er erschließt sie sich in der Bewegung. Bei mehrteiligen Arbeiten wird der Zwischenraum teil der Komposition. Die Stücke sprechen den Betrachter durch ihre ästhetische Schönheit an, auf der anderen Seite irritieren sie zum Beispiel mit Körpern, deren Gliedmaßen fehlen. Im besonderen Maße verunsichern die kindlich anmutenden Figuren, die einmal wie zur ewigen Konservation in Ether eingelegt wirken oder sich heftig zu küssen scheinen. Der erstarrte Augenblick macht die Figuren rätselhaft. Es liegt in der Imagination des Betrachters, die ihm präsentierte Situation zu deuten, vermeintliche Bewegungsmomente in seiner Phantasie weiter auszuführen. Dieser Anspruch an den Betrachter scheint in allen Arbeiten enthalten, besonders jedoch in „Lateral IV“, wo die Auflösung eines Rätsels schon im Titel impliziert wird. Die gezeigten Situationen scheinen paradox und lassen sich nicht so einfach entschlüsseln, denn die Werke selbst liefern den dahinter liegenden Sinn nicht auf dem Präsentierteller.

Die Grundlage der Bilder von Thomas Schiela bilden selbst fotografierte Aufnahmen. Diese hat er zum Beispiel im Urlaub oder auf Streifzügen über Festivalgelände gemacht. Gemeinsam ist den daraus entstandenen, fotorealistischen Bildern, dass sie zumeist eine größere Gruppe von Personen zeigen, gepaart mit interessanten Lichtverhältnissen. Der künstlerische Eingriff hält sich zunächst sehr zurück: Die Fotos zeigen ungestellte Momentaufnahmen, somit findet das Motiv mehr den Künstler als umgekehrt. Seine Aufgabe besteht zunächst darin, aus der Vielzahl an Fotos auszuwählen. Auch im nächsten Schritt, dem Malen des Bildes, gibt das Motiv den Ton an. Der Künstler richtet sich nach den Vorgaben, die ihm gemacht werden. Der einzige Eingriff besteht darin, einen Ausschnitt festzulegen. Zwei Dinge erstaunen den Betrachter: Zum einen ist es das große Format der Bilder, zum anderen ist es die ungeheuer präzise Maltechnik in Aquarell. Aquarellmalerei ist für derart große Formate ungewöhnlich, zudem überrascht dabei die Detailfülle. Je weiter man sich vom Bild entfernt, desto mehr mischen sich die Farben im Auge des Betrachters. Je näher man heran tritt, desto mehr löst sich die Darstellung in einzelne Farbaufträge auf und desto verstörender werden vor allem die unscharfen Arbeiten, die nach Doppelbelichtungen entstanden sind. Einen besonderen Reiz übt die Darstellung des Lichts aus. Stellenweise erscheint es so grell, dass es das Bild fast entmaterialisiert. Die zufällige Figurenkonstellation, dieser einmalige, aus dem Leben gegriffene Moment, wird dadurch zu einem ewig gewordenen Erinnerungsbild, das die Zeit überdauert.


Hyuna Kim, Ohne Titel, 2007, Mischtechnik auf Leinwand, 18 x 24 cm

Die Darstellungen auf den Bildern von Hyuna Kim haben sich noch weiter als die beiden anderen Künstlerpositionen von der Realität des Betrachters entfernt. Es sind unwirkliche Szenen, die vertraute Bilder zu unlogischen Darstellungen komponieren. Fast erscheinen sie wie Traummuster, die ihrerseits beim Betrachter Erinnerungen an Träume, an flüchtige Gedanken von Vergangenem wachrufen. Ebenso wie in Träumen logische Zusammenhänge aufgehoben sind, so präsentieren sich die Bilder der Künstlerin als illusorisches Phantasiegebilde. Sie führt dem Betrachter die psychische Wahrnehmung der Erlebnisse im Schlaf als nun reale, körperlich erlebbare Sinneswahrnehmung vor Augen. So findet die Künstlerin durch dieses Zusammenspiel von Dingen und Lebewesen, die in der außerbildlichen Realität entweder gar nicht auftreten oder nicht in dieser Zusammenstellung, neue Zusammenhänge. Einige Motive wiederholen sich, so dass eine vermeintliche Traumsequenz entsteht und dem Betrachter den Prozess der Traumbildung vor Augen führt. Die einzelnen Elemente verlieren dabei ihre zugehörigen Bedeutungen und verschmelzen in neuer Kombination zu Bildern, welche die Wahrnehmung des Betrachters neu ordnen. Auch Hyuna Kim gibt dem Betrachter Rätsel auf, die jedoch ebenso ungelöst und phantastisch bleiben wie die Träume selbst. Zu dem, was der Betrachter sieht, spinnt er sich seine eigene Geschichte, die in Bezug zu seinen eigenen Träumen oder verschwommen Erinnerungen steht.
Nina Hartgenbusch, M.A.